Wermut, das Kraut, der Mythos

Steinwild Vermouth Wermutkraut

Um das Wermutkraut ranken sich diverse Mythen. Ein Allheilmittel, eine Droge, ein Hexenelixier, das Kraut der Götter. Alles wahr oder doch riesiger Humbug? Wir nähern uns dem Wermutkraut auf botanischen Pfaden. Das sind die Fakten, die du über Wermut wissen musst! 

Wermut oder auch Bitterer Beifuß oder Alsem genannt, ist ein ganz besonderes Kraut. Das Gewächs hört auf den schönen lateinischen Namen: Artemisia absinthium. Und da haben wir es schon „absinthium“. Jetzt ist klar, von wem die Rede ist. Der Grundzutat, dem Namensgeber von Absinth (-Schnaps), dem Verbotenen, dem Sündhaften, dem Wahnsinnigen. Aber Wermutkraut kann noch viel mehr. Dazu kommen wir später. Zuerst lohnt sich ein Blick in die Botanik.

Wermutkraut / Artemisia absinthium

Wermutkraut / Artemisia absinthium

Die Wermut-Pflanze: Botanische Analyse 

Wermut ist eine ausdauernde Pflanze. Das bedeutet, dass sie mehrere Jahre alt wird und in dieser Zeit auch öfter blüht. Also eigentlich jährlich. Außer das mit dem Klimawandel geht so weiter, die Erde erwärmt sich um 3 bis 4 Grad und wir alle sind Geschichte, kämpfen um Wasser und essen uns gegenseitig auf. Obwohl, stimmt ja gar nicht. Das bedeutet ja eigentlich nur, dass dann die Menschen alle tot sind, der Wermut erholt sich davon. Hartnäckiges Kraut. Auch das ist mit ausdauernd gemeint. Im Normalfall wächst das Wermutkraut buschartig mit Wuchshöhen von 40 bis 60 Zentimetern. Es gibt aber auch Arten, die es bis auf eine Höhe von 1,50 Metern schaffen. Oberirdisch erscheint die Pflanze gräulich-grün. Und sie duftet stark aromatisch. Wermutkraut wächst bevorzugt auf trockenen, sandigen, gerne tonhaltigen Böden in der Nähe von Wasserläufen. Mit einem Vorkommen bis zu Höhen von 3.500 Metern über Null gehört Wermut zu den alpinen Krautarten. 

Wermutblüten

Wermutblüten

 

Ein kleiner Fun-Fact am Rande: Wermutkraut ist jetzt nicht der beste botanische Nachbar, den man sich im heimischen Beet vorstellen kann. Anders formuliert, Wermut vertreibt so ziemlich alle anderen Pflanzen, mit Ausnahme von schwarzer Johannisbeere. Eine Partnerschaft, die sich auch im Glas hervorragend macht. Roter Steinwild Wermut auf Eis, mit schwarzen Johannisbeeren und Wildberry (von Schweppes). Sehr zu empfehlen. Und jetzt weiter mit den Inhaltsstoffen.

  

Inhaltsstoffe von Wermut

Mit 0,15 bis 0,4 Prozent enthält Wermut eine hohe Konzentration an Bitterstoffen. Deswegen auch der Name, Bitterer Beifuß. Diese Stoffe stammen aus der Gruppe der Sesquiterpenlactone, darunter Absinthin mit 0,2 bis 0,28 Prozent als Hauptkomponente. Daneben kommen Artabsin, Matricin, Anabsinthin und andere Stoffe vor. Für das Aroma sorgen vor allem die ätherischen Öle. Sie machen 0,2 bis 0,8 Prozent aus. Sie enthalten unter anderem Thujon. Dies aber nur in extrem geringen Dosen.

 

Was ist Thujon?

Thujone sind Nervengifte. Aber wie so oft, macht auch hier die Dosis das Gift. In großen Mengen kann Thujon Verwirrtheit und Krämpfe hervorrufen. Aber auch andere Symptome, wie zum Beispiel Schwindel, Halluzinationen und Wahnvorstellungen konnten nach der Einnahme thujonhaltiger alkoholischer Getränke beobachtet werden. Diese Aussage bezieht sich hauptsächlich auf den Genuss von Absinth. Absinth wird außerdem eine euphorisierende und aphrodisierende Wirkung zugeschrieben. Da der zulässige Thujongehalt in alkoholischen Getränken auf maximal 35 Milligramm je Kilogramm begrenzt ist und auch bei historischen Absinthen keine höheren Werte nachgewiesen werden konnten, wird die Wirkung des Absinthkonsums heutzutage eher dem Alkohol zugeschrieben. (Quelle: Wikipedia)

 

Wie wurde Wermut früher verwendet?

Wermut wurde schon von den alten Griechen als Heilpflanze eingesetzt. Dem Beifuß wurde eine Vielzahl an Wirkungen zugeschrieben. Zum Beispiel die Förderung des Appetits und der Verdauung sowie als Mittel gegen Kopfschmerzen, Gelbsucht und bei Entzündungen. Im alten Griechenland war die Pflanze der jungfräulichen Jagdgöttin Artemis geweiht. In Ägypten, wo sie auch als Liebeszauber eingesetzt wurde, der Fruchtbarkeitsgöttin Bastet. 

 

Besonders effektiv wurde Wermut im Mittelalter als Abwehrmittel gegen Hexen und Dämonen eingesetzt. Und das, wie sich heute herausstellt, ziemlich erfolgreich. Das muss man dem Kraut einfach lassen. Seit dem Mittelalter gibt es fast keine Probleme mit Hexen mehr. Und auch die Zahl der Dämonen ist statistisch deutlich rückläufig. Auch beim Thema Schlaflosigkeit konnte Wermut helfen. Das gilt heute übrigens immer noch. Ein kleines Gläschen Wermut am Abend und man schläft so herrlich muckelig ein.

 

Wie wird Wermut heute eingesetzt?

Nach wie vor wird Wermut gerne als medizinisches Hausmittel eingesetzt. Besonders bei Magenverstimmungen und Verdauungsproblemen wird häufig Wermuttee verabreicht. Haupteinsatz ist aber natürlich der Wermutwein und der Absinth. Wermutwein erlebt seit einigen Jahren einen Aufschwung. Nicht zuletzt durch Marken wie Martini und Noilly Prat und Figuren wie James Bond, der seinen Wodka am liebsten mit einem trockenen Wermut mischt. Geschüttelt, nicht gerührt, versteht sich. (Hier geht es übrigens zu dem James Bond Rezept-Klassiker).

  

Literaturvorschläge zum Thema Wermutkraut

Du möchtest dich weiter mit dem Thema Wermut auseinandersetzen? Dann können wir dir folgende Literatur empfehlen:

  • Werner Dressendörfer: Blüten, Kräuter und Essenzen. Ostfildern 2003 (ideales Basiswissen)

  • Jörg Swadzba: Zur Geschichte des Wermuts. Pharmaziehistorische Untersuchung über Identifizierung, Zubereitung und Anwendung von Arthemisia absinthium L. Marburg an der Lahn 1965 (Eine Dissertation, sehr speziell, aber absolutes Nischenwissen. Toll.)

  • H. R. Bode: Über die Rolle der gasförmigen Ausscheidungen beim Zustandekommen der allelopathischen Wirkung des Wermuts (Artimisia absinthim L.) auf seine Nachbarpflanzen. In: Naturwissenschaften. Band 51, Nr. 5. Berlin und Heidelberg 1964. (Auch nicht mehr das jüngste Werk. Du erinnerst dich an die Johannisbeere? Hier erfährst du mehr.)



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